top of page
AutorenbildStefan Eisenhut

Pas de deux

Aktualisiert: 20. Jan. 2022

Tanz im Allgemeinen und Ballett im Speziellen, als Verschmelzung von Musik mit körperlichem Ausdruck, ist für mich eine der vollendetsten Kunstformen und fasziniert mich schon mein ganzes Leben. Speziell reizt mich auch, dass Tanz eine flüchtige Kunst ist, die kaum festzuhalten ist. Bestenfalls vermag ein Tanz den Betrachter im Moment des Geschehens zu berühren. Einige meiner intensivsten Begegnungen mit Kunst, die mich nachhaltig bewegt und teilweise auch beeinflusst haben, verdanke ich dem Tanz.


Eines dieser Erlebnisse war ein Ballettabend im Zürcher Opernhaus, damals noch unter der Leitung von Heinz Spoerli, zur Musik 'In the upper room' von Philip Glass. Dieser Abend war für mich ein musikalisches Schlüsselerlebnis, welches mir nebst einem unvergesslichen Tanzerlebnis den Zugang zum musikalischen Werk dieses Komponisten erschloss. Einige Kompositionen von Philip Glass, z.B. Glassworks gehören seither zu meinen absoluten Favoriten der klassischen Musik.


Am tiefsten beeindruckt hat mich jedoch vor Jahren ein Ballettabend des Stadttheaters Bern unter der Leitung von Martin Schläpfer mit dem Stück 'Der grüne Tisch' von Kurt Jooss. Die Vorstellung fand nicht auf der Bühne des Stadttheaters statt, sondern in der alten Französischen Kirche unweit des Theaters. Der gotische Kirchenraum aus dem 13. Jahrhundert bot einen wunderbar passenden, fast mystischen Rahmen für diese einmalige Inszenierung. Am meisten beeindruckte mich jedoch Jörg Weinöhl in der Rolle des Todes. In einem dunklen, langen Gewand, ähnlich jenem der Derwische, tanzte er den Tod so mächtig und gleichzeitig subtil und tiefgründig, dass mir diese Bilder bis heute in Erinnerung blieben.

In letzter Zeit hat sich mein Interesse auch auf zeitgenössischen Tanz ausgeweitet - für mich Neuland. Seit ich Instagram habe, verfolge ich einige Künstler dieser Sparte auch online. Absolut beeindruckend finde ich die tänzerische Leistung von Vasko Nasonov, eines Russischen Tänzers. Was er mit seinem Körper vollbringt, ist faszinierend und für mich schlicht unvorstellbar. Seine Körperbeherrschung, seine energiegeladenen Bewegungen und das grosse Spektrum teils eigenwilliger stilistischer Ausdrucksformen ermöglichen ihm die tänzerische Interpretation ganz unterschiedlicher Musikrichtungen und sogar die Improvisation nicht nur auf der Bühne, sondern auch draussen auf einer Wiese oder auf der Strasse. Auffallend dabei ist, wie intensiv er den Boden für seinen Tanz nutzt. Er scheint dabei keinerlei Berührungsängste zu kennen und nutzt den Boden nicht nur mit seinen Füssen, sondern in einer scheinbaren Selbstverständlichkeit mit allen Teilen seines Körpers.


Vasko Nasonov ist auf Instagram sehr präsent und veröffentlicht regelmässig aktuelle Videos und zwischendurch auch ausgezeichnete Fotos. Letzthin hat er ein Foto gepostet, das ihn mit seiner Tanz- und Lebenspartnerin Ksenya Shlezinger zeigt. Als ich diese Aufnahme sah, war mir spontan klar, dass ich aus diesem starken Motiv mit wunderschönem Lichteinfall und Schattenwurf ein grossformatiges Bild malen würde.


Format: 100/120 cm, als Untergrund wähle ich seit langem wieder einmal eine glatte Leinwand, weiss grundiert. Ich ziehe für dieses Bild in Betracht, neben Acrylfarbe wieder einmal Ölkreide einzusetzen. Mein erster Versuch in dieser Richtung liegt einige Zeit zurück und scheiterte damals an der rauen Oberfläche des Maluntergrunds.


26.02.2021: Farblich entscheide ich mich, das Bild auf Basis von Umbra, Schwarz, Blau und Gelb aufzubauen. Ich beginne auf nassem Untergrund mit breitem Pinsel und in der Horizontalen, damit die Farbe diesmal nicht verläuft. Hintergrund Blaugrau, die dunklen Partien der Figuren in dunklem Schwarzbraun und einige helle Akzente in einem Mischton aus Gelb, Blau und Weiss. Diese Schicht lasse ich nun erst mal trocknen.


06.03.2021: Einige Male schon habe ich mich zu früh an die Details gemacht. Diesen Fehler möchte ich diesmal zu vermeiden versuchen. Um eine vielschichtige Bild-Struktur zu erreichen, werde ich unterschiedliche Malmittel und Techniken einsetzen. Als nächstes jedoch lege ich nochmals eine flüssige Schicht Farbe auf, teils mittels grosszügigen Pinselstrichen, teils mit dem Farbroller. Das Bild lege ich dazu wieder in die Horizontale und netze es mit Wasser grosszügig an.


07.03.2021: Heute reicht es nur für ein paar Akzente mit Farbspray in Hellblau und Braunrot. Das Ganze wirkt inzwischen etwas wild und konzeptlos aber ich werde nun mit den Details beginnen und stelle mir vor, mit diesen nächsten Arbeitsgängen auch wieder etwas mehr Ordnung ins Bild zu bringen.


12.03.2021: Erst mal habe ich heute den Hintergrund mit Blaugrau-Tönen beruhigt und dann für den Rest des Tages begonnen, an den Details zu arbeiten. Ich achte darauf, dass ich nicht zu sehr ins Detail gehe, damit mir zum Schluss noch Raum bleibt, für Akzente mit Ölkreide...


13./14.03.2021: Ich arbeite mit etwas feinerem Pinsel vor allem an den Details der Figuren. Am Ende des Wochenendes bin ich noch nirgends und die Gesichter sind absolut unbefriedigend...


19.03.2021: Mit der Distanz einer Bürowoche beurteile ich das Bild neu. Farblich bin ich nicht sehr mutig gewesen aber der Hintergrund gefällt mir und Die Figuren... Mal sehen, ob da noch etwas zu machen ist. Ich habe ja noch vor, zum Schluss mit Ölkreide einige Akzente zu setzen und letzte Korrekturen zu machen.

Am Vormittag arbeite ich noch mit dem Pinsel und bis am Mittag habe ich die Gesichter soweit, dass ich sie lassen will. Am Nachmittag dann Wechsel ich zur Ölkreide und gebe Acht, dass ich sie gezielt aber mit überzeugtem Strich einsetze. Schliesslich setze ich Marken in Hellblau, Ocker, Gelb, Blau, Orange, Violett und zum Schluss in Weiss. Dabei lass ich es mal für den Moment...



11 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

'Haar'

Kommentare


bottom of page