11.04.2019: Vor einigen Tagen bin ich auf meinen Erkundungsreisen durchs Internet auf die für mich unbekannte Britische Künstlerin Hester Berry gestossen, deren Landschaftsbilder mich so beeindruckt haben, dass ich spontan online eines ihrer Bilder gekauft habe. Inzwischen habe ich einiges über sie gelesen und das Geheimnis für die starke Wirkung ihrer lichterfüllten und teilweise stark abstrahierten Landschaftsbilder beruht wohl darauf, dass sie farblich sehr exakt arbeitet und die Farbtöne ganz präzise auf die Natur abstimmt - fast fotographisch. Die Umrisse, Formen und Konturen sind für sie jedoch zweitrangig und diese vereinfacht und abstrahiert sie beim Malen bewusst aber sehr gekonnt. Oft arbeitet sie mit starken Lichtkontrasten, was ihren Bildern eine zusätzliche Spannung, oft sogar Dramatik verleiht.
Ich habe bisher ein komplett gegensätzliches Konzept verfolgt: Farblich arbeite ich völlig intuitiv und aus der Vorstellung, da ich immer eine schwarz/weiss Vorlage verwende. Die Formen und Konturen versuche ich jedoch möglichst präzise wiederzugeben, obschon auch ich versuche, Konturen zu durchbrechen. Das scheint mir speziell bei Portraits auch wichtig, damit der Gesichtsausdruck erhalten bleibt.
Was ich von dieser Erkenntnis in diese Arbeit mitnehme ist, dass ich ein Motiv im Gegenlicht malen möchte, um diese Spannung von Licht und Schatten zu steigern. Ich wähle dazu ein sehr intimes Bild eines meiner Lieblingsmusikers: Leif Vollebekk. Ich setze es im Format 100x100 cm auf roher Leinwand um, die ich im Voraus mit schwarzem Gesso grundiert habe. Gegenüber meinen letzten Bildern möchte ich farblich noch einen weiteren Versuch wagen: Als Blauton verwende ich anstatt des Preussischblaus, wie bei meinem früheren Bildern, diesmal ein helleres Ultramarinblau und anstelle von gebrochenem Weiss wähle ich für dieses Bild Titanweiss. Mal sehen, ob ich mit dem Ultramarinblau genügend dunkle Farbtöne mischen kann. Den Bildausschnitt wähle ich so, dass das Gesicht des Musikers ausnahmsweise horizontal eingemittet ist. Die Stehleuchte auf der Vorlage lasse ich grosszügig weg und für die Bereiche ausserhalb der Vorlage lasse ich mir spontan etwas einfallen.
Ich beginne mit dem Farbroller und färbe die hellen Stellen des Motivs in einem hellen Orange ein und die dunklen Töne in verschiedenen Lila- und Violett-Tönen, das dunkelste, Wass ich aus dem Ultramarinblau zusammen mit Rot und Gelb hinkriege. Diesmal verzichte ich auf Farbspray und fahre mit dem breiten Pinsel fort, nachdem die erste Schicht abgetrocknet ist. Ich netzte jedoch den Untergrund mit Wasser wieder grosszügig an.
12.04.2019: Nachdem ich die Fensterscheiben schrittweise aufgehellt habe und auch an der Figur mit grobem Pinsel die wichtigen Farbakzente gesetzt habe, ist die Stimmung des Bildes schon fast festgelegt. Die grosszügigen Striche mit dem breiten Pinsel haben allerdings inzwischen der Figur ziemlich zugesetzt. Für den Rest des Tages bin ich nun mit Korrekturen beschäftigt. Für diese verwende ich nun einen feineren Pinsel. Ganz zum Schluss entscheide ich mich, die dunkelsten Stellen noch mit einer Mischung aus Preussischblau und Rot einzufärben, um den Kontrast etwas zu erhöhen. Damit, dass ich für dieses Bild zwei Blautöne verwendet habe, bin ich erstmals meinem Konzept untreu geworden, nur mit einem Rot-, Gelb- und Blauton sowie mit Weiss auszukommen.
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