30.08.2019: Ich wusste, dass diese Auftragsarbeit mit diesem Motiv schwierig werden würde für mich. Heute Morgen habe ich mich entschieden, nochmals ganz von vorne zu beginnen. Das Motiv gibt wenig her, weil es so filigran ist. Meine Idee ist, es stärker zu abstrahieren und mich dadurch vom Motiv zu lösen. Vielleicht ist dies eine Chance, mit der Abstraktion einen Schritt weiter zu kommen. Farblich möchte ich links einen schiefen Streifen in der Farbe des Rahmens setzen, um die Geometrie des Rahmens etwas zu brechen. Den Hintergrund des Bildes möchte ich in kalten Hellblau- und Lilatönen halten, die gut zum dunklen Goldrahmen passen und auf dem der schwarze Schwan gut zur Geltung kommt.
Als Hintergrund verwende ich diesmal glatte, weiss grundierte Leine, weil ich bei diesem Bild zum Schluss auch noch Ölkreide verwenden möchte. Das Format behalte ich natürlich mit 60/80 cm gleich. Für die erste Schicht arbeite ich ausschliesslich mit breitem Pinsel. Ich beginne mit dem linken Rand in helleren und dunkleren Rotbraun-Tönen, dann gehe ich zum Hintergrund über, den ich mit verschiedenen Hellblau- und Lilatönen in uregelmässigem und schnellem Strich bearbeite. Zuletzt markiere ich auch die Figur. Dabei versuche ich, die Farbe für das Kleid nicht zu homogen zu mischen, um die Farbkomponenten noch sichtbar zu machen - dies gelingt nicht schlecht. Zum Schluss setze ich noch einige Marker mit Farbspray in hellem Rosa und in Hellblau.
01.09.2019: Heute mache ich mutig an die nächste Etappe. Ich will mich wieder einmal mit dem Spachtel versuchen. Inzwischen weiss ich, dass ich eigentlich eher versuchen muss, die Bewegung zu malen und nicht die Figur. Die dunkle Partie links im Bild möchte ich schliesslich leicht schräg verlaufend und nicht vertikal parallel zum Rahmen. Die Marken, die ich gestern mit dem Farbspray gesetzt habe möchte ich bei diesem Arbeitsgang auch durchbrechen. Sie sind zu dominant. Und auf keinen Fall möchte ich mich schon in den Details verlieren...
Das mit dem Spachtel funktioniert nicht schlecht, obschon ich schon länger nicht mehr damit gearbeitet habe. Darüber hinaus arbeite ich viel mit der blossen Hand. Und für einmal habe ich es geschafft, mich nicht zu sehr an den Konturen festzuhalten. Jetzt sieht das Bild jedoch aus, wie von einem Pariser Strassenkünstler - etwas billig. Das muss sich unbedingt noch ändern.
13.06.2020: Nach langer Pause und in Absprache mit der Auftraggeberin habe ich mir das Bild nochmals vorgenommen, um noch einige kleinere Korrekturen anzubringen und die Arbeit zu einem (wenn auch erfolglosen) Ende zu bringen. Ich habe mich wiederholt gefragt, weshalb mir dieses Bild nicht besser gelingen will, denn eigentlich ist das Motiv nicht sehr anspruchsvoll. Ich bin schliesslich zum Schluss gelangt, dass wahrscheinlich die Rahmenbedingungen zu eng waren mit der Vorgabe des Rahmens und eines Motivs, das schon von einem anderen Künstler auf eine ganz andere Art umgesetzt wurde. Aber dennoch war es eine wertvolle Erfahrung aus der ich viel gelernt habe im Zusammenhang mit allfälligen zukünftigen Auftragsarbeiten.
06.02.2021: Heute habe ich mit der Auftraggeberin die Übergabe des Bildes vereinbart. Sie möchte es trotzdem, obschon ich ihr gesagt habe, dass es aus meiner Sicht nichts geworden ist. Bevor ich es im Rahmen montierte, konnte ich es nicht lassen, trotzdem noch kleinere Korrekturen vor allem am Vorhang links anzubringen. Jetzt ist es weg und zu meinem Erstaunen freut sich die Auftraggeberin trotzdem...
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