02.08.2019: Mein letztes Bild 'Half a Man', ein Porträt des Musikers Jesse Daniel Smith, hat zwar einige neue Ansätze, an denen ich weiter arbeiten möchte aber insgesamt überzeugt es mich mit etwas Distanz nicht. Ich habe mich deshalb entschieden, 'die zweite Hälfte des Mannes' auch noch zu malen und ich hoffe, es wird eine bessere Hälfte. In meinem zweiten Versuch möchte ich vor allem versuchen, Konturen mehr zu durchbrechen. Mal sehen, ob mir das gelingt.
Das Format behalte ich bei: 50/50 cm. Auch für den Untergrund habe ich wieder rohe Leine verwendet, die ich weiss grundiert habe. Heute habe ich nur einen einzigen Arbeitsgang geschafft. Auf den grosszügig angenetzten Untergrund habe ich mit breitem Pinsel die Figur in hellem Rosa-Orange und den Hintergrund in einem kalten Grau aufgetragen. Im Unterschied zur ersten Version habe ich diesmal die Farbe fast unverdünnt und in einer dicken Schicht aufgetragen. Der Farbe habe ich wieder reichlich Holzasche beigemischt, damit sich eine körnige Oberflächenstruktur ergibt.
09.08.2019: Am Mittwoch war ich im Kunsthaus an einer Ausstellung mit Portraits von Guillaume Bruère. Seine Bilder haben mich sehr beeindruckt, vor allem ein riesengrosses Selbstportrait. Seither habe ich einiges gelesen über ihn und wenn man seinen Strich analysiert, erstaunt es nicht, wenn er von sich selber sagt, dass er sehr schnell arbeite und mit über zwanzigtausend Werken überaus produktiv sei. Ich glaube, ich habe wieder einige Impulse aus dieser Ausstellung mitgenommen und hoffe, dass diese auch ihre Spuren in meiner Arbeit hinterlassen. Anderseits spüre ich aber heute Morgen auch eine gewisse Blockade, selbst wieder ans Werk zu gehen, weil ich realisiere, wie weit meine Arbeiten noch von diesem Niveau entfernt sind.
Schliesslich überwinde ich mich jedoch und mit Unterstützung von gutem Sound lege ich erst mal eine Schicht mit einem wässrigen Beige auf den kaltgrauen Hintergrund. Ich möchte die Stimmung des Bildes insgesamt noch von kalten Tönen auf warme wechseln. Nachher ziehe ich in einem dunklen Rot die Konturen nach (Soll ich das jetzt wirklich tun? - ich will doch eigentlich die Konturen durchbrechen...).
Anschliessend lege ich zwei weitere Schichten mit breitem Pinsel und dichflüssigerer Farbe: in einem ganz hellen Orange für den Hintergrund und in etwas dunklerem Rot-Orange für die Figur. Morgen geht's dann an die Feinarbeit und da werde ich eigentlich nur noch die Gesichtszüge verfeinern und einen Akzent auf die Brille setzen. Sie möchte ich eigentlich als Blickfang inszenieren.
10.08.2019: Heute mache ich mich bereits früh an die Arbeit, weil ich wegen dem sinthflutartigen Regen heute Morgen nicht mehr schlafen konnte. Mit einem schmaleren Pinsel mache ich mich nun an die Gesichtszüge und zum Schluss an den eigentlichen Eye-Catcher des Bildes: Das Glanzlicht auf dem rechten Brillenglas. Damit sich dieses vom Rest des Bildes mit seinen warmen Rottönen absetzt, male ich dieses als einziges Element in einem kalten Lilaton.
Ich habe mir vorgenommen bei diesem Bild zum ersten Mal Ölkreide einzusetzen. Ganz zum Schluss versuche ich dies auch noch indem ich einige Akzente in Rot, Braun, Ocker und Weiss setze. Das Ergebnis enttäuscht jedoch. Auf den rauhen Unterschichten kommt der Strich der Ölkreide überhaupt nicht zur Geltung. Damit weiss ich, dass ich bald und seit langem wieder einmal ein Bild auf glatte Leinwand und ohne Holzasche malen werde.
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