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AutorenbildStefan Eisenhut

As I am

Aktualisiert: 24. Apr. 2023

Meine kreativste Stunde des Tages ist meist am Morgen gleich nach dem Aufwachen. Im Halbschlaf kommen mir oft Ideen für neue Projekte, neue Farbkonzepte oder was ich an meiner Arbeitstechnik noch verbessern oder neu ausprobieren könnte. So auch letzte Woche an einem Morgen als ich den Einfall hatte, im Rahmen meiner Versuche mit den drei Primärfarben analog dem Offsetdruck nur mit den reinen Primärfarben Cyan, Magenta und Gelb zu arbeiten und die Zwischentöne im Bild durch Überlagerung von Farbpunkten unterschiedlicher Farbintensität zu erreichen. Tagsüber habe ich die Idee mit mir herumgetragen und diese noch etwas angepasst. Schliesslich entschied ich mich, bei diesem neuen Bild nur mit dem Farbroller und transparenten Farbschichten aus den drei Primärfarben zu arbeiten. Es sollte auch so möglich sein, auf weissem Untergrund mit Überlagerung transparenter Farbschichten alle Farbtöne und Helligkeitswerte zu erreichen. Mal sehen...


Als Motiv wähle ich einen alten Bekannten, den ich schon einige Male gemalt oder gezeichnet habe: Ein Porträt des Sängers Curtis Harding nach einer genialen Aufnahme von Hedi Slimane. Ich wähle ein grossformatiges, quadratisches Bildformat von 150/150 cm und bespanne den Keilrahmen mit weiss grundierter glatter Leinwand.


13.04.2023: Ich beginne die dunkle Partien des Motivs mit dem Farbroller in einem warmen Rotbraun zu markieren. Danach färbe ich die lichten Stellen des Motivs in einem hellen Grünton ein und lasse nur wenige Stellen farbfrei, wo beim Motiv das Licht reflektiert wird. Noch weiss ich nicht, ob ich bei diesen Stellen die weisse Leinwand durchscheinen lasse oder ob ich sie noch in einer Farbe übermale.

16.04.2023: Als nächstes folgt wieder eine dunkle Farbe und ich entscheide mich, die schattigen Partien von Rotbraun in mehreren Arbeitsgängen und Farbschichten in ein sattes, dunkles Blau zu verwandeln. Auch den hellgrünen Motivhintergrund dunkle ich mit einer Schicht Blau etwas ab. Mit einigem Zögern wähle ich für die nächste Farbschicht für die hellen Hautpartien des Motivs reines Magenta - auf dem hellgrünen Untergrund müsste durch die Überlagerung eigentlich ein Rotbraun entstehen. Das will ich unbedingt noch ausprobieren, bevor ich heute abschliesse. In der Mitte des Bildes höre ich jedoch etwas erschreckt und enttäuscht auf. Das Ergebnis ist nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe...

17./18.04.2023: Inzwischen habe ich mich gefangen vom gestrigen Schreck und ich will das Bild noch nicht aufgeben. Ich beschliesse, nicht mit reinem Magenta weiterzufahren, sondern mit einem wärmeren Orange-Ton. In weiteren Arbeitsgängen überarbeite ich auch die untere Bildhälfte noch mit Schichten von Orange. Zum Schluss helle ich die lichten Stellen der Haut mit einem ganz hellen Grünton noch etwas auf.





Als ich vor einigen Jahren wieder intensiver zu malen begann, habe ich mir die Abstraktion als langfristiges Ziel vorgenommen. Seit längerer Zeit stelle ich fest, dass ich mich in diesen Jahren genau in die entgegengesetzte Richtung entwickelt habe. Mit dieser für mich neuen Maltechnik bin ich nun schon fast fotografisch konkret und ich habe mich von der Abstraktion fast gänzlich verabschiedet. Was ich mir jedoch damals vor etwa sechs Jahren auch vorgenommen habe ist, dass ich nicht verbissen an meinen Zielen festhalten möchte sondern dass ich mich auch etwas treiben lasse und primär das mache, was mir gerade Spass macht. Wer weiss, vielleicht macht mein Entwicklungsweg plötzlich wieder eine Wende und die Abstraktion wird irgendwann doch noch ein Thema für mich.

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