(Olten: Stadt im Schweizer Mittelland zwischen Zürich und Bern; im lokalen Dialekt wird der Name der Stadt "Oute" ausgesprochen)
30.10.2021: Auftrag für ein grossformatiges Bild in ein Büro des Spitals Solothurn, konkret eine Ansicht der Stadt Olten. Da die Anfrage keinerlei weitere Vorgaben enthielt, musste ich mir nicht lange überlegen, ob ich zusagen soll. Ich habe Lust nach langem wieder einmal ein Landschaftsbild zu malen und Reiz und Herausforderung an diesem Auftrag ist, ein Postkartenmotiv so umzusetzen, dass das Ergebnis ausdrucksstark, spannend und eigenständig wird. Auch bei der Wahl der Foto-Vorlage liess mir die Auftraggeberin viel Freiraum. Bereits von meinen Porträts weiss ich, dass eine gute, ausdrucksstarke Vorlage schon die halbe Miete ausmacht und so habe ich mich in Absprache mit der Auftraggeberin für eine Fotovorlage entschieden, welche von den Lichtverhältnissen her sehr spannend und kontrastreich ist. Die Aufnahme wurde kurz vor Sonnenuntergang gemacht und die Häuserfronten der Altstadt, die bis zum Ufer der Aare hinunter reichen, sowie die alte Holzbrücke über die Aare sind bereits im Schatten und eher dunkel. Die untergehnde Sonne spiegelt sich jedoch in einigen Fensterscheiben der Häuser auf der gegenüberliegenden Flusseite und wirft helle Lichtreflexe zurück auf die Häuserfront am Wasser. Diese Lichtreflexe sind zusammen mit der Horizontlinie des Himmels über den Dächern der Altstadt sowie einer gleissend-grellen Spiegelung des Sonnenlichts im Zifferblatt der Turmuhr die hellsten Partien des Bildes. Das Ganze Spiel spiegelt sich schliesslich noch im Wasser des Flusses. Wenn es mir gelingt, diese Spannung auch auf mein Bild zu übertragen, kann daraus durchaus etwas werden...
Format: 120/80 cm, als Unterlage wähle ich, wie bei meinen letzten beiden Bildern wieder eine Holzspanplatte, die ich nicht grundiere. Farblich werde ich das Motiv vor allem in dunklen Blau- und Violett-Tönen sowie warmen Goldtönen umsetzen. Als Mischtöne werden aus diesen Farben auch leuchtende, warme Grüntöne ins Spiel kommen.
31.10.2021: Ich beginne heute mit den dunkelsten Partien des Motivs, die ich mit breitem Pinsel in einem dunklen Blauviolett grob markiere. Mit dem gewählten Farbkonzept wird das fertige Bild farblich vor allem durch dunkle Blau-, Grün- und Violett-Töne dominiert, kontrastiert durch helle Goldtöne. Rottöne werden nur sehr spärlich vorkommen. Damit ich dieses Farbkonzept noch etwas durchbreche und der roten Farbe doch noch eine Rolle im Bild zugestehe, beschliesse ich, als nächstes die ganze Bildfläche in einem Lachsrot zu hinterlegen. Einzig die Stellen, bei denen ich plane, mit der natürlichen Struktur und Farbe der Holzunterlage zu arbeiten halte ich frei...
03.11.2021: Ich beginne den heutigen Tag damit, einige wichtige Konturen mit dunklem Blauviolett nachzuziehen und mit einem warmen Grünton einige Bäume und Sträucher zu markieren. Dann wage ich mich an die grossen Flächen des Himmel und des Flusses. Beide Flächen haben kontinuierliche Farbverläufe, die dazu verleiten würden, mich den Details dieser Farbübergänge hinzugeben. Dazu ist es aber noch zu früh und ich wähle bewusst einen breiten Pinsel und setze zügige Pinselstriche. Am Nachmittag beginne ich bereits mit ersten Details: Dächer und Fassaden...
05./10./12.11.2021: Langsam nähere ich mich dem Motiv an und versuche farblich präziser zu werden. Bewusst wähle ich noch keinen feinen Pinsel, um mich nicht zu früh in den Details zu verlieren...
17.11.2021: Irgendwie finde ich das Bild noch etwas zu langweilig und ich entscheide mich, einige gezielte Marker mit Farbspray in Pink, Lila, Hellgrün, Hellblau, Braunrot, Orange, Senfgelb und Preussischblau zu setzen. Ich hoffe, das Bild dadurch noch etwas vielschichtiger und spannender werden zu lassen. Nachher folgen noch einige farbliche Justierungen am Himmel und an der Wasserfläche mit breitem Pinsel und flüssiger Farbe. Jetzt bin ich bereit für die Detailarbeit...
19./24.11.2021: Am vergangenen Freitag: Detailarbeit an Konturen und vor allem farbliche Justierungen an diversen Stellen. Heute wage ich mich an die Wasseroberfläche. Die Fotovorlage ist eine Langzeitbelichtung und dadurch sind die Farben der Wasseroberfläche des Flusses völlig verschwommen. Schon zu Beginn habe ich gewusst, dass ich mir die Freiheit nehmen werde, die Wasseroberfläche lebendiger zu malen, damit die Strömung besser sichtbar wird. Heute bin ich nicht fertig geworden damit aber immerhin sieht die Fläche nun einem Fluss ähnlicher als vorhin...
26.11.2021: Mittlerweile habe ich zu einem feineren Pinsel gewechselt und kümmere mich den ganzen Tag um Details, sowohl farblich als auch bezüglich Konturen und Flächen. Insgesamt habe ich das Bild etwas heller umgesetzt als die Fotovorlage, da es mir schien, dass es für ein Büro nicht zu düster werden darf. Auch farblich habe ich es etwas bunter werden lassen und habe z.B. die Lila Spray-Spuren bewusst nicht überdeckt. Auch hier finde ich, dass die Farbigkeit einem eher kühlen Büroraum atmosphärisch gut tun wird.
01.12../03.12./05.12./10.12/17.12.: Die Zeit der grossen Veränderungen ist vorbei. Es gibt noch unzählige Details, die entweder noch fehlen oder mit denen ich noch nicht ganz im Reinen bin. Insgesamt wird das Bild durch die Detailarbeit noch etwas feingliederiger. Trotzdem möchte ich mich nicht zu sehr im einzelnen Detail verlieren. Was mir wichtig ist, ist die Gesamtstimmung des Bildes. Genaue Details wie Fensterrahmen etc. interessieren mich nicht und sie tragen auch nicht zum Gesamteindruck des Bildes bei. Damit ich nicht in Versuchung komme, allzu feine Details zu bearbeiten, bleibe ich bei einem flachen Pinsel und betrachte das Bild zwischendurch immer mal wieder auf Distanz...
22.12.2021: Zum vierten Mal habe ich heute nochmals das Kreuz auf dem Kirchturm neu gemalt. Jetzt bin ich zufrieden damit. Nach zahlreichen weiteren Kleinkorrekturen schliesse ich diese Arbeit heute Abend ab. Wie so oft werde ich in den kommenden Tagen erst beurteilen können, ob es nochmals etwas zu tun gibt oder ob das Bild wirklich fertig ist.
Schliesslich habe ich mich mit der Auftraggeberin noch betreffend des Rahmens abgesprochen. Ich konnte mir das Bild entweder ungerahmt, mit einem Schattenfuge-Rahmen aus rohem Stahlprofil oder einem feinen Goldrahmen vorstellen. Die Auftraggeberin hat sich klar für den Goldrahmen entschieden. Der Rahmen ist ein feiner Schattenfugerahmen aus dunklem, mahagonifarbenem Holz mit vergoldeter Sichtkante. Er ist schlicht, nimmt die Goldtöne aus dem Bild wunderbar auf und passt aus meiner Sicht perfekt zum Bild. Als kleines Detail habe ich die Schnittkante der Holzspanplatte mit Farbspray violett gespritzt. Dieses kleine Detail ist nur sichtbar, wenn ich als Betrachter seitlich auf das Bild blicke. Das Violett, das dann in der Schattenfuge sichtbar wird, ergänzt sich wunderbar mit dem dunklen Mahagoniton des Rahmens und der vergoldeten Oberkante.
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